Bericht des Monats Juli

Veröffentlicht auf von janush-online.over-blog.de

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Gegen-Bilderklau.
Miniausritt und Waldzauber von Leila
Heute wollte ich mich eigentlich wieder mit Alma beschäftigen. Die Fjordstute hatte mich in ihren
Bann gezogen. Schon mehrfach waren wir inzwischen auf Schauvorführungen und
Gelassenheitsprüfungen gewesen. Jedes Mal mehr oder weniger erfolgreich, denn immer wieder
hatte Alma mal gerade mehr Interesse am Drumrum, statt auf mich zu achten. Dennoch schien sie
den Richtern vor allem bei den Vorführungen immer ganz gut zu gefallen. Die Tatsache, dass sie so
hart im Nehmen war und quasi vor nichts eine wirkliche Scheu zeigte, hatte sich dabei zu einer
schönen Begleiterscheinung gemausert.
Nach dem Ausritt mit Fiona und Mána, der ja in sich eher stürmisch abgelaufen war, hatte ich heute
geplant, ein bisschen alleine mit ihr was zu unternehmen, soweit ich es gehört hatte, war sie schon
mehrfach alleine draußen gewesen und ihr Züchter hatte Wert darauf gelegt, dass sie beim Einreiten
viel im Gelände gearbeitet worden war.
Als ich zum Stall kam, begegnete ich Joe am Putzplatz mit Hjari. Der braune Wallach trippelte
immer wieder mal einen Schritt herum, um Joe zu ärgern, doch im Grunde war er ein ganz lieber.
Ich unterhielt mich ein wenig mit Joe und machte mich dann mit Zwischenstopp an der
Sattelkammer auf den Weg zum Offenstall. Alma lag im Gras, die Weidesaison begann gerade
langsam und zögerlich. Sie richtete sich sofort auf, als ich näher kam und trippelte mit brummelnd
entgegen. "Womit hab ich das denn verdient, Maus?" fragte ich sie und kraulte ihre Stirn. Sie
fusselte ein bisschen, Fellwechsel war mal wieder dran bzw. derzeit noch voll im Gange.
Als es anfing leicht zu tröpfeln, zog ich ihr das graue Halfter auf (passte so garnicht zu ihr) und
führte sie in den Unterstand. Dort hielt ich sie am Tor an, indem ich einen etwas lauteren Schritt
setzte und die Hand hob. Sie ruckte mit dem Kopf leicht hoch, hatte die Ohren aber immernoch eins
gespitzt, eins gelassen hängend, es sah zum Schießen aus. Den lauten Schritt würde ich bald nicht
mehr brauchen, das Signal hatte sie deutlich verstanden. Ich lobte sie mit einem Schnalzen und
einem Leckerlie. Dann öffnete ich mit der anderen Hand das Tor und ging hindurch. Alma machte
einen zögernden Schritt doch ich hielt ihr weiterhin die Hand entgegen und sagte deutlich "Steh!"
Erst nachdem ich die Hand runtergenommen hatte, folgte sie mir durch das Tor, beschrieb enen
Viertelkeis um mich harum und blieb auf mein Zeichen wieder stehen. Ich lobte sie erneut, bevor
ich das Tor schloss.
Dann gings auch schon zum Putzplatz, wo Joe gerade fegte und sich dann erwartungsvoll auf den
Putzbalken lehnte, neben dem ich gerade den Putzbeutel auspackte.
"Hübsches Pferdchen hast du da!", grinste er mich an.
"Ach Joe, sie ist doch deine, ich war nur von Anfang an ihre Pflegerin", erwiderte ichnölig, denn er
sagte das immer wieder.
Während ich nun begann mit dem Striegel die Grasflecken aus dem wiesenfeuchten Fell zu bürsten,
fuhr er fort.
"Ach, schon als wir sie geholt haben, hab ich das Glänzen in deinen Augen gesehen, sie ist genau
das Pferd, das du gesucht hast, gibs zu! Das mit Padua und Franzi war schon das Richtige, das hast
du selbst gemerkt, nachdem du den ersten Schock überwunden hattest!"
Ohne Kommentar bürstete ich Alma weiter ab und schnappte mir die Wurzelbürste. Verdammt, er
hatte recht, und wie recht er hatte, wusste er wahrscheinlich selber nicht! Ich hate die kleine Stute
ins Herz geschlossen. Als die Nachricht kam, dass sich Franzi für Padua interessierte und er mir
sagte, er würde sie gerne verkaufen, hatte mich der SChlag getroffen, doch als ich die beiden
zusammen gesehen hatte, hatte ich gewusst, dass Franzi genau die Person war, die Padua gebraucht
hatte, was Festes, jemand Einfühlsames, der erstmal mit ganzem Herzen bei ihr war. Mir wäre das
nicht gelungen, musste ich mich doch noch um meinen Opa kümmern. Wenn ich über Alma
nachdachte, gingen meine Gedanken immer recht schnell den Plan durch, mit dem ich meiner
Rechnung nach ein zweites Pferd finanzieren könnte. Es war nicht mehr eine "Was wäre wenn"-
Überlegung, sondern viel eher eine voll ausgereifte, bodenständige Zukunftsvision, die ich da von
Alma sah.
Ich war in meinen Überlegungen inzwischen beim zweiten Huf angekommen. Erst jetzt merkte ich,
dass Joe gegangen war und mich meinen Gedanken überlassen hatte. "Ach Maus, was mach ich nur
mit dir", seufzte ich und begann, ihren Kopf zu putzen.
Als sie schließlich sauber war, holte ich Sattel und Trense (letztere war eigenhändig aus dem
Sammelsurium von Joes Krempel zusammengestellt und instand gesetzt worden). Dann schnappte
ich mit noch ein Set von den Neoprengamaschen mit Cobgröße und ging zurück zu Alma.
Schnell hatte die Stute die Gamaschen an den Beinen und den Sattel im Rücken. Martingal dazu
(man konnte nie genau wissen) und dann holte ich Kappe, Sicherheitsweste und Handschuhe.
Schnell zog ich noch die Springgerte aus meinem Gertenhalter und ging zurück zur Fjordstute. Ich
trenste sie auf und schloss das mexikanische Reithalfter, dann zog ich die Handschuhe an, gurtete
vorsichtig nach und schwang mich in den Sattel.
Gerade als ich losritt kam Mána auf den Hof. "Oh, wo gehts hin?", fragte sie. "Ne kleine Runde
nach draußen, nur Alma und ich", grinste ich.
Sie wünschte mir viel Spaß und wir beide gingen oder ritten unseres Weges. Von den Weiden her
brummelten uns andere Pferde zu, darunter mein Lascar, der mich offensichtlich erkannt hatte und
uns schließlich noch einmal nachwieherte. Wollte er das miese Verhalten vom letzten Mal
gutmachen?
Alma spielte vergnügt mit den Ohren als wir nun zwischen den Feldern langritten auf denen die
ersten Halme sich zeigten. Nach einer Weile hielt ich an und gurtete nach, ehe es im Schritt
weiterging. Es begann wieder zu nieseln, doch ich spürte das kaum und lenkte Alma um die
Schlammpfützen herum. Sie verwandelte die Hilfen gut, also legte ich es mehr auf Biegung an.
Klar, die Stute war quasi steif wie ein Brett, doch mit den richtigen Hilfen, teilweise überdeutlich
gegeben, kam das langsam und zumindest eine minimale Biegung zeigte sich. Ich lobte sie jedes
Mal, immerhin war es ein Anfang. Bis zur fertigen E-Dressur war es noch ein etwas weiterer Weg.
Wieder scheiften meine Gedanken ab, ich sah Alma auf Distanzritten, Alma auf Springturnieren,
Alma auf Cross-Country-Strecken, Alma am Langzügel und Alma bei einer rasanten MG-Partie.
"Genug Tagträume", murmelte ich, nicht zu früh, denn so bemerkte ich rechtzeitig den Fasan und
schaffte es mich geistig auf den Satz vorzubereiten, den Alma kurz darauf tat, als der Vogel
hochflog und lauten Geschnatters davonflog. Ich setzte mich schwer hin und redete auf Alma ein,
denn der Satz war nach vorne in ein paar Galoppsprüngen erfolgt. Ich lobte sie, als sie wieder ruhig
war, wendete dann und ritt wieder ein paar Meter zurück. Alma blähte zwar nach wie vor die
Nüstern, doch mit der Stelle verband sie nicht. Ich wendete erneut, wartete geduldig, bis die Stute
wieder komplett runtergefahren hatte und trabte dann an.
Ich trabte leicht, das kannte sie inzwischen gut genug, und ließ die Fjordstute ein frisches Tempo
anschlagen. Sie spitzte die Ohren wieder und schien sich über die Abwechslung zu freuen. Ich
begann wieder sie abwechselnd nach rechts und links zu stellen, nur etwas biegen während ich ein
paar Male zwischen rechtem und linkem Rand des Wegen pendelte. Irgendwann begegneten mir
Fußgänger, ein Paar mit einem Kind von vielleicht 5 Jahren. Ich parierte und hielt an, man konnte
nie wissen, wie Menschen auf Pferde reagierten. Das kleine Mädchen machte große Augen. Das
Paar hielt neben mir an. "Maria, frag, doch ob du es streicheln darfst", drängte die Mutter. Die
Kleine guckte mich nicht an, als sie ganz vorsichtig nachfragte. Ich bejahte und ließ Alma etwas
Zügel. Sie senkte den Kopf und prustete dem Mädchen entgegen, dass vorsichtig die Nüstern
streichelte. Schließlich hob sie den Kopf und strahlte mich an. Ich verabschiedete mich und ritt
weiter, von hinten hörte ich ein "Mama, darf ich auch reiten?" und grinste.
Schnell gings wieder zum Trab, wieder ein bisschen biegen. Es war noch weniger, als schon im
Schritt, aber es war sichtbar. Alma senkte den Kopf etwas und kaute friedlich, während sie nun im
gemütlichen Tempo dahertrabte. Nach einer Weile schnaubte sie ein paar Male ab und kaute dann
wieder zufrieden. Ich lobte sie und erreichte schließlich den Wald. Es sollte nur eine kleine
Galoppstrecke werden und dann zum Stall zurückgehen. So bog ich bald vom Forstweg in einen
Pfad ein, der nur von Reitern genutzt wurde. Ein paar Male musste ich großen Pfützen ausweichen,
doch schließlich konnte ich wieder antraben. Der Wald strahlte seine eigene Ruhe aus, als die
Wolken eine Lücke offenbarten und das Sonnenlicht mit dem jungen Grün lustige Schatten warf.
Der Weg machte eine relativ scharfe Kurve, in der ich Alma zurücknahm. Dann stieg er leicht an.
Ich saß aus und gab eine Galopphilfe. Alma schoss erst einmal los, bevor ich sie kontrolliert
galoppieren ließ. In den Tiefen des Münsterlades gab es kaum Berge, die Stute ermüdete an dem
kleinen Hang recht schnell und schließlich parierte ich sie wieder durch. am leicht gegebenen Zügel
schnaubte sie mehrfach ab und ich trabte wieder leicht. Es begann wieder leicht zu nieseln, was ich
daran merkte, dass es immer wieder mal tropfte. Ich parierte zum Schritt und ließ Alma erstmal eine
Pause. Sie streckte sich tief und schnaubte immer wieder. Schließlich spielte sie wieder neugierig
mit den Ohren und schien zu sagen "Jetzt bin ich wieder voll da!".
Der Weg zum Hof war wesentlich kürzer als der Hinweg. Nach einer kurzen Trabstrecke erreichten
wir wieder den Waldrand. Dort parierte ich endgültig durch und ritt im Schritt wieder zwischen den
Feldern lang. Schon von Weitem sah man den Hof, grade wurden die Pferde wieder in die
Offenställe geholt. Ich beschloss, Alma gleich noch grasen zu lassen. Der Rückweg verlief
ereignislos, bis auf den Hasen in weiterer Ferne, der Alma zum Stocken und Staunen brachte.
Neugierig verfolgte sie den Lauf des Tieres, bis es außer Sichtweite war. Ich setzte derweilen den
Weg fort.
Am Hof begegnete mit Mána wieder.
"Was ist dir denn passiert?", fragte sie verwundert, "Du strahlst total weggetreten"
Ich guckte sie an, verarbeitete das Gesagte schnell und antwortete dann: "Naja, so ein ruhiger
Waldspaziergang im Pferderücken hat eben ganz eigene Reize"
Als ich abgesessen hatte, grinste Mána mich an und ich grinste zurück. Dann löste ich die
Trensenriemen und zog Alma das Genickstück über die Ohren. "Wie geht's Kjuka?", fragte ich
meine Freundin.
"Achja, überdreht wie immer und natürlich noch ein bisschen durch den Wind, aber die Chancen
stehen ganz gut!", antwortete sie.
Ich gratulierte ihr dazu, auch ich war gespannt auf das Fohlen. Dann nahm ich Alma den Sattel ab
und brachte Sattel und Trense schonmal in die Sattelkammer. Zurück kam ich mit einer
Abschwitzdecke. Nachdem Alma nun auch ihne Gamaschen los war, ging ich einmal Futter
mischen.
Alma brummelte mich an, als sie den Eimer sah. Ich hielt ihn außer Reichweite und schnippte mit
erhobener Hand vor ihrem Kopf. Sie hielt kurz Still, ich stellte, weiterhin die Hand oben, den Eimer
hin und schnippte erneut, als Alma Anstalten machte, die nase zu senken. Erst als ich meine Hand
wegnahm senkte sie gierig den Kopf in den Eimer und neben dem Futter auch noch ein Lob von
mir.
Während die Stute nun fraß, spülte ich die Gamaschen ab und brachte sie in die Trockenständer.
Danach kratzte ich Alma die Hufe aus, putzte mit der Wurzelbürste Beine und Bauch gründlich über
und führte sie dann zum Grasstück neben der Sattelkammer. Rupfend bewegte sie sich 10 Minuten
mit mir über ein kleines Stück der Wiese, dann musste sie leider aufhören und mit mir zum Stall
kommen. Ich nahm die Decke ab und entließ sie im Stall, wo sie erst einmal was trank und sich
dann direkt in den Sand schmiss.
Bericht by Leila
Nanni: ,, Was uns an Leilas Bericht so gut gefallen hat, war die Art, wie sie ihre Gedanken
eingebaut hatte, manchmal in den Vordergrund gerückt hat und so nicht nur für den Leser ihre
Gefühle beschrieben hat, sondern auch etwas Realität reinbrachte, denn wer schweift nicht gern
beim Putzen ab? Auch der Ausritt ist unterhaltsam geschildert, was ein wenig gefehlt hat was die
Bewegung vom Pferd und die Hilfengebung, wovon man nur wenig gelesen hat, aber ansonsten ein
wirklich netter und ausführlicher Bericht :-)“

Veröffentlicht in Kreatives

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